Ismet.C

Man sagt, dass ich freundlich bin, und großzügig. Weil ich meiner Nichte die Hochzeit bezahlt habe. Eine türkische Hochzeit! Aber das ist doch selbstverständlich.

Im August 1973 bin ich aus dem Dorf Yesilbük bei der Stadt Erzincan nach Deutschland gekommen. Davor in der Türkei war ich Landwirt: Weizen und Zuckerrüben. Sonst gab es keine Arbeit dort. Da habe ich die Felder einfach so zurückgelassen, Verwandte haben sie übernommen.

Zuerst habe ich in der Gießerei Tweer in Bielefeld gearbeitet. Das war eine schwere Arbeit, die Hitze, die Haut verbrannt, den ganzen Tag mit Mund-Nasen-Schutz

Dann bei Opel Rüsselsheim am Band, da gab es gutes Geld. 1981 bin ich dann nach Hannover gekommen und habe bis zu meiner Rente bei Stahlhandel Salzgitter Stahl verladen. Auch eine schwere Arbeit.

Mein Körper weiß das noch.

Ich bin Türke, meine Kinder sind Türken und Deutsche - und meine Enkel sind deutsch. Und meine Enkelin ist bereits in einer Ausbildung zur Köchin. Sie lebt ihr eigenes Leben. Aber einmal in der Woche kommt sie zu Besuch. Und mit meinem Sohn Turgay telefoniere ich einmal am Tag. Er ist Inhaber einer Speditionsfirma. Alle kümmern sich um mich.

Jetzt bin ich alt und Rentner. Am liebsten sitze ich zusammen mit meinen Landsleuten im Gemeindehaus der Aleviten, spiele Karten und unterhalte mich. Und am Abend sitze ich mit meiner Frau Zennüre manchmal vor dem Fernseher. Ich schaue Fussball, Galatasaray. Als Kind schon mochte ich deren bunten Trikots. Ich rauche dann zu viel Zigaretten und meine Frau schimpft dann.

Und ich freue mich, wenn ich die Türkei fliege im Sommer. Mehrere Monate jedes Jahr. Das Leben dort ist so unbeschwert, man kann mit allen reden, die man trifft. Es ist alles so normal. Hier versteht man nicht alles.

Aber die Witze über uns Ausländer und die wenig freundlichen Bemerkungen bei der Arbeit habe ich gut verstanden.